Hamburgs Schüler gehen auf China Entdeckungsreise

Das Konfuzius-Institut Hamburg organisiert für die Gewinner des „Alster-Detektive“-Gewinnspiels Workshops zur chinesischen Kultur

Bei den Alster-Detektive handelt es sich um ein Hörspiel, die Hauptakteure sind vier Juniordetektive aus Hamburg. Sie sind ausgesprochen unternehmungslustig, halten die Augen offen und setzen sich für ihre Mitmenschen und ihre Stadt ein. In der 11. Folge „Oma braucht Hilfe“ der Alster-Detektive haben die vier Juniordetektive die chinesischen Geschwister Meilan und Bailong kennengelernt, die gerade von Shanghai nach Hamburg gezogen sind. In dieser Folge lernen die Detektive und die Zuhörer viel über chinesische Spezialitäten und Traditionen. Passend zu dieser Folge hat die Hamburgische Bürgerschaft mit dem Generalkonsulat der Volksrepublik China in Hamburg ein deutsch-chinesisches Gewinnspiel organisiert. Zu den Preisen zählten unter anderem vom Konfuzius-Institut Hamburg organisierte Workshops zu chinesischer Kalligrafie, Malerei und Teekunst. Die Preisverleihung und Durchführung der Workshops begann im Mai und endete im November dieses Jahres. Dabei fanden einige der Workshops in den Schulen direkt, andere wiederum im wunderschönen Yu-Garten Hamburg statt.

Die Gewinner der Workshops hatten die fantastische Gelegenheit die chinesische Kultur einmal hautnah zu erleben. Ob nun Kalligraphie, Malerei oder Teekunst, die Kinder waren mit Feuereifer dabei und fanden diesen mentalen Ausflug nach China unheimlich spannend. Die Kalligraphie Workshops waren die ersten, die durchgeführt wurden. Hier wurden die Schüler Schritt für Schritt in die Welt der chinesischen Schriftzeichen geführt. Sie lernten die spannende Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Schriftzeichen, die einzelnen Bausteine der Schriftzeichen und wie man den Pinsel richtig hält. Nach dieser kurzen theoretischen Einführung ging es direkt los. Am Anfang übten die Kinder auf dem „magischen“ Papier, auf diesem kann man direkt mit Wasser schreiben und nach einiger Zeit verschwinden die Schriftzeichen wie von Geisterhand! Später stiegen die Kinder dann auf richtige Tinte um und schrieben wunderschöne Schriftzeichen, die sie zuhause ihren Eltern zeigen konnten. Die haben sicher gestaunt, wie fantastisch ihre Kleinen nach so kurzer Zeit schon chinesische Schriftzeichen schreiben können.

Etwas Besonderes ausgedacht hat sich auch die Lehrerin Frau Tong für die Malerei-Workshops im November. Um den Kindern die traditionelle chinesische Tuschemalerei näher zu bringen, entschied sie, die von den Schülern gemalten Tuschebilder in einen Stop-Motion Animationsfilm umzuwandeln. Diese Verbindung von traditioneller und moderner Kunst traf bei den Schülern auf Begeisterung. Der Workshop fand im November 2023 zweimal statt, das erste Mal trafen sich alle im Yu Garten Hamburg zusammen. Frau Qiangwei Mu vom Generalkonsulat Hamburg und Herr Marco Wiesner von der Hamburgischen Bürgerschaft waren ebenfalls gekommen. Am Anfang der Veranstaltung erzählte die Malerei Lehrerin den Teilnehmern etwas über die traditionelle chinesische Tuschemalerei und die “vier Schätze des Studierzimmers”. „Die vier Schätze des Studierzimmers“ sind in China ein Begriff für meisterliche Handwerkskunst. Er beinhaltet die wichtigsten Utensilien der asiatischen Malerei und Kalligrafie: den Pinsel, die Tusche, den Reibstein und das Papier. Der chinesische Pinsel unterscheidet sich nicht nur optisch von den westlichen Pinseln. Der nasse Pinselkopf zieht sich zu einer feinen Spitze zusammen. So lassen sich in einem Strich, unterschiedlichste Breiten erzeugen, vom zarten Strich bis zur fetten tiefgesättigten Linie. Auch das Papier unterscheidet sich deutlich von dem, welches wir heutzutage im Alltag benutzen. Es wird aus Reisstroh gefertigt, es ist sehr dünn und saugfähig. Die Tusche hat eine lange Tradition aufzuweisen. Sie wird auf dem Reibstein fein gemahlen und mit Wasser vermischt. Je nachdem, ob man dunkle oder helle Farben verwendet möchte, kann man das Wasser-Tusche Verhältnis verändern. Bei dem Reibstein handelt es sich um einen meist viereckigen Stein mit einer kleinen Vertiefung, in der die Tusche angemischt wird. In die Reibsteine wurden früher oft Namen oder Gedichte eingraviert, sie konnten über viele Jahre hinweg benutzt werden.

Die traditionellen chinesischen Gemälde unterscheidet sich in vielen Punkten von den in Europa berühmten Ölgemälden. So malt man in der Tuschemalerei keine detaillierten Abbildungen, sondern vereinfachte Schemen. Bewusst malt man nicht das gesamte Papier aus, sondern lässt viel freie Fläche. Häufig findet man auf den Gemälden auch Gedichte. Frau Tong erklärt, dass chinesische Malerei und Kalligraphie zu einer Familie gehören, statt beide Kunstformen zu trennen, wurden sie oft gemeinsam auf ein Gemälde gemalt. Als Künstler darf man bei der Tuschemalerei nicht zögernd vorgehen, oder Angst vor Fehlern haben. Denn die Pinselstriche sollen geschmeidig und fließend aussehen.

Die Schüler konnten es gar nicht abwarten loszulegen, sie wollten sich nun unbedingt selbst ausprobieren. Die Schulklasse wurde in Gruppen eingeteilt, jede Gruppe sollte sich ihr eigenes Thema oder ihre eigene Geschichte ausdenken. Schnell wurden die Schüler sich einig, sie tauchten die Pinsel in die Tusche und ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Eine Gruppe entschied sich für das Thema „Drachen“. Ein Schüler erinnerte sich, dass häufig auch Schriftzeichen auf den chinesischen Gemälden sind und bat die Lehrerin, ihm zu zeigen, wie man das chinesische Schriftzeichen für Drache schreibt. Er erzählte ihr, dass der Drache, den er gemalt hatte, zerstörendes Feuer spuken könnte. Die Lehrerin fragte ihn daraufhin, ob er wisse, was die Besonderheit der chinesischen Drachen ist. Der Schüler verneinte, woraufhin die Lehrerin ihm erzählte, dass chinesische Drachen im Wasser leben und das Meer und den Wind kontrollieren können. So können sie zum Beispiel helfen, den Bauern den Regen zu bringen und deshalb sind viele Chinesen den Drachen für ihre Hilfe dankbar. Als der Schüler das hörte, leuchteten seine Augen begeistert auf und er beschloss ebenfalls einen Wasserdrachen zu malen, der den Menschen helfen kann. So lernte er noch das Zeichen für Wasser zu schreiben und hatte nun die passenden Schriftzeichen für seinen Wasserdrachen.

Die Kinder malten voller Begeisterung und wollten am liebsten immer noch weiter machen. Am Ende kam eine wundervolle Geschichte heraus. Die Kinder brachten die Bilder in die richtige Reihenfolge und die Lehrkräfte entwickelten aus den Bildern einen Stop-Motion Animationsfilm. Für einige der Videos suchte Frau Tong im Nachhinein eine passende Musik raus, andere Videos wiederrum wurden direkt vor Ort synchronisiert. Ganz nebenbei lernten die Schüler dabei auch das eine oder andere chinesische Wort und konnten ihr Video so mit den Worten: Zai Jian! (= auf Wiedersehen!) beenden. Man kommt nicht umhin, die Kinder für ihre Kreativität und Fantasie zu bewundern.

Natürlich war die Neugier der Schüler damit noch lange nicht befriedigt, sie wollten unbedingt mehr über dieses weit entfernte Land erfahren, das auf einmal doch ganz nah erschien. Die Lehrkräfte des Konfuzius-Institut Hamburgs luden die Kinder ein, bei zukünftigen Veranstaltungen und Sprachkursen teilzunehmen. Und obwohl einige der Kinder am Anfang des Unterrichts noch meinten, Chinesisch sei zu schwierig, um es zu erlernen, so stellten sie fest, dass sie innerhalb eines Workshops schon gelernt hatten, chinesische Schriftzeichen zu malen und chinesische Worte auszusprechen. Der Workshop und das Erleben der chinesischen Kultur brachten nicht nur den Schülern, sondern auch den anwesenden Erwachsenen viel Freude. Das Konfuzius-Institut Hamburg freut sich, auch in Zukunft den Austausch zwischen den Kulturen zu fördern und die ferne Welt in greifbare Nähe zu rücken.

Den chinesischen Artikel zum ersten Teil können Sie hier lesen.

Den chinesischen Artikel zum zweiten Teil können Sie hier lesen.

Die Stop-Motion Animationsfilme können Sie auf unserer Youtube Seite finden.